Mitglieder

Vereinsgeschichte

Die Gründung
Nach dem Untergang der Zünfte im 17. Jahrhundert und einigen früheren Versuchen, sich zu organisieren, gründeten Berner Steinhauer 1874 den „Verein der Steinhauer von Bern und Umgebung“.
Die 49 Gründungsmitglieder nannten als Vereinszweck die „Regulierung der Arbeits- und Lohnbedingungen zwischen den Meistern und Arbeitern, ferner Erziehung, Ordnung und Tüchtigkeit, Abschaffung der Übelstände im Berufswesen und gegenseitige Unterstützung“.
Die grosse Krise
Die ersten Jahrzehnte des Vereins waren geprägt vom Kampf gegen Arbeitslosigkeit, für kürzere Arbeitszeiten (10 Stundentag) und bessere Entlöhnung, aber auch durch den Anschluss an die übrige sich organisierende Arbeiterschaft.
Die Jahrhundertwende war in Bern eine Zeit der grossen Bautätigkeit, wovon das Steingewerbe natürlich besonders profitierte. Gleichzeitig vollzog sich eine dramatische Entwicklung auf dem Gebiet der Baustoffe. Der Naturstein verlor zunehmend seine Bedeutung als Werkstoff bei Neubauten. Der sogenannte Kunststein, eine kalk- und zementgebundene Natursteinimitation, und später der Beton verdrängten in Bern den Sandstein.
Die Steinhauer führten einen aussichtslosen Kampf, an dessen Ende sich ihr Beruf fast ausschliesslich auf das Erhalten alter Gebäude reduzierte. Ausdruck dieser Turbulenzen sind wohl auch die schwankenden Mitgliederzahlen des Steinhauervereins, die beispielsweise von 300 – einem Rekordhoch im Jahr 1893 -  auf 52 um 1914 sanken. Unter den Krisen der zwanziger und dreissiger Jahre litten die Steinhauer wie andere Arbeitnehmer. Arbeitslosigkeit war zeitweise eher die Regel als Ausnahme. Lohnabbau musste zähneknirschend geschluckt werden. Erst während des Zweiten Weltkriegs entspannte sich die Lage etwas, als die Renovationen einiger grosser Objekte, etwa des Berner Rathauses, ausgeführt werden konnten.
Die „fetten“ Jahre

Nach 1945 mussten einige heftige Arbeitskämpfe mit vielen Demonstrationen und Protestkungebungen geführt werden, ehe sich die Arbeitgeber bereitfanden, die Arbeitnehmer, also auch die Steinhauer an den Segnungen der langsam einsetzenden Hochkonjunktur teilhaben zu lassen. Es folgte eine wohl einmalige, für das Steinhauergewebe bis in die neunziger Jahre dauernde Zeit mit stetig wachsendem Wohlstand und Vollbeschäftigung. Höhere Löhne, längere Ferien, kürzere Arbeitszeiten, bessere Sozialleistungen wurden durch friedliche Verhandlungen mit den Arbeitgebern erreicht.
Diese Entwicklung veränderte auch das Bewusstsein der Steinhauer: Aus kämpfenden Arbeitern wurden satte Kleinbürger. Der Steinhauerfachverein – inzwischen in die Gewerkschaft Bau und Holz (später GBI) integriert – entpolitisierte sich weitgehend. Gesellige Aktivitäten wie etwa die alljährlichen Gruppenreisen gewannen grösseres Gewicht. Im fachlichen Bereich jedoch blieb der Verein kämpferisch. Gegen das Aufkommen von Epoxydharz als Natursteinersatz wehrten sich die Steinhauer in den siebziger Jahren mit einer öffentlichen Kampagne erfolgreich.

Ausgehendes 20. Jahrhundert
Seit Mitte der neunziger Jahre spürt auch das Steinhauergewerbe die schlechtere Wirtschaftslage. Die Anzahl Beschäftigter nimmt weiter ab. Zunehmende Konkurrenz setzt die Arbeitsbedingungen unter Druck. Die Versuche, soziale Errungenschaften rückgängig zu machen, mehren sich.
Gleichzeitig können die Steinhauer von einer Erstarkung der Gewerkschaftsbewegung und z.B. von der Erkämpfung der bezahlten Frühpensionierung im Baugewerbe profitieren. Eine verstärkte Integration des Steinhauerfachvereins in die neue interprofessionelle Gewerkschaft UNIA zeichnet sich ab.